Über Düne und Watt zum Titel
Quelle: Fuldaer Zeitung, 16. September 2008
Triathlet Sascha Wingenfeld gewinnt nach schwerer Saison die Cross-EM
Von Florian Leidheiser
FULDA
Er schwamm durch die eisige Nordsee, fuhr auf seinem Mountainbike durch das Watt und lief über tiefe Sanddünen. Am Ende überquerte Sascha Wingenfeld bei der Cross-Triathlon-Europameisterschaft im niederländischen Ameland als Erster die Ziellinie.
„Es ist schon eine Qual gewesen“
„Das kam sehr überraschend für mich. Ich habe aber einen richtig guten Tag erwischt“, freut sich der Künzeller Ausdauerathlet, für den dieser Triumph auch ein wenig Balsam auf seine Sportlerwunden war. Nach einer Saison mit allerhand Materialproblemen, Stürzen und Verletzungen ist der EM-Titel für ihn so etwas wie eine Bestätigung: „Die Saison lief gar nicht optimal. Irgendwann zweifelt man auch als Sportler an sich. Daher ist es umso schöner, dass es jetzt noch mal geklappt hat“, sagt Wingenfeld: Beim Cross-Triathlon geht es über die normale olympische Distanz, wobei dass Mountainbike das Rennrad und ein Cross- den Straßenlauf ersetzt. Die 1500 Meter Schwimmen, 38 Kilometer Mountainbike fahren und den 11,5 Kilometer langen Crosslauf absolvierte Wingenfeld in 2:43:43 Stunden. Der zweitplatzierte Schweizer Dirk Pauling kam mit fast sechs Minuten Rückstand ins Ziel. „Beim Radfahren konnte ich mich absetzen“, berichtet Wingenfeld. Zuvor hatte sich der 31- Jährige wegen der besonderen Bedingen auf der niederländischen Insel Ameland gar nicht so viel ausgerechnet. Wingenfeld erklärt: „Normalerweise finden die Wettkämpfe in den Bergen statt, was mir als kleiner, leichter Athlet entgegenkommt. Hier, dachte ich, kommt mir die Strecke nicht so gelegen. Aber es hat ganz gut geklappt.“ Die Hälfte der Mountainbike-Strecke musste auf dem Wattenmeer abgespult werden, wo neben dem starken Gegenwind auch der weiche Untergrund erschwerend hinzu kam. „Da muss man sein Tempo halten, sonst besteht Gefahr, einzusinken. Es fühlt sich so an, als ob man praktisch ständig bergauf fährt“, schildert Sascha Wingenfeld seine Watterfahrung. Hier half dem Künzeller übrigens sein Wintertraining, wo er häufig in der Rhön im Tiefschnee fährt. „ Der Schnee verhält sich ähnlich wie der Sand“, so Wingenfeld, der seinen intensiven Trainingsplan zwar nicht ausschließlich auf die EM abgestimmt, aber doch einige vorbereitende Maßnahmen getroffen hatte. Dem Zufall wurde nichts überlassen. Wingenfeld reiste eine Woche früher an, machte sich mit den Gegebenheiten vertraut, probierte akribisch Radreifen und testetet auf Sand. Nach dem Schwimmen in der Nordsee und dem kräftezehrenden Radfahren galt es, die 11,5 Kilometer am Strand und über die Dünen zu meistern. Dort konnte Wingenfeld seinen Vorsprung von der Mountainbike-Distanz weiter ausbauen. Der EM-Titel war dem 31-Jährigen nicht mehr zu nehmen. Neben dem sportlichen Triumph nahm der Künzeller weitere Eindrücke mit nach Hause. „Die Sonne hat geschienen, es herrschte eine super Atmosphäre.“ Die Anstrengungen schmälern konnte das aber nur bedingt. „Es ist schon eine richtige Qual gewesen“, bestätigt Wingenfeld.