Sonne, Wind, Meer – aber kein Urlaub
Quelle: Fuldaer Zeitung: Donnerstag, 8. Oktober 2009
Veith startet bei der lronman-WM, Wingenfeld und Ullmann bei der Xterra-Weltmeisterschaft auf Hawaii
Von unserem Redakteur
Laurenz Hiob
FULDA Die Drei sind schon ein Fall für sich. Dort, wo für viele Menschen das Ziel des Traumurlaubs ist, starten die Fuldaer Extremsportler bei zwei der härtesten Wettkämpfe der Welt: Der Mediziner Dr. Roman Veith nimmt zum wiederholten Male an der lronman-WM auf der zu Hawaii gehörenden Big Island teil und wird sich dort gut neun Stunden unter der sengenden Sonne schinden. Zwei Wochen später heißt es für Uwe U1lmann und Sascha Wingenfeld etwa drei Stunden auf Maui bei der Xterra-WM schwitzen. Jetzt könnte man meinen, dass der Arzt des Fuldaer Klinikums (Veith) dreimal so viel leistet wie der Diplom-Betriebswirt (Ullmann) und der Gesundheitsexperte (Wingenfeld), aber der Sachverhalt ist komplexer: Während Veith auf der klassischen Ironman Distanz (3,8 Kilometer schwimmen im Pazifik, 180 Kilometer radfahren und 42,195 Kilometer laufen) vor allem auf geraden Abschnitten Gelegenheit haben wird, mental abzuschalten, müssen UI1mann und Wingenfeld stets auf der Hut sein: Xterra bedeutet soviel wie querfeldein. Beide schwimmen zwar im gleichen Meer, radeln und joggen aber über Lavageröll, Steine und Sand. Manche Stellen dort sind scharf wie Rasierklingen, können die Fahrradreifen aufschlitzen oder bei einem Sturz übelste Verletzungen hervorrufen. „Das gilt es aber zu vermeiden“, betont der 32-jährige Sascha Wingenfeld. „Wir hoffen, sturzfrei ins Ziel zu kommen“, sagt er, und Ullmann ergänzt: „Ich bin natürlich erstmal glücklich, wenn ich überhaupt ins Ziel komme. Für dieses Tiefstapeln hat der 32-Jährige seine Latte aber schon ziemlich hoch gelegt: „In meiner Altersklasse starten 500 bis 600 Athleten, ich würde mich da schon gerne im vorderen Drittel sehen.“ Krankhafter Ehrgeiz? Nicht ganz, betont Ullmann: „Ich bin natürlich in erster Linie auf die unglaublich harte Kiste gespannt. Das ist schließlich die härteste Strecke weltweit, betont Ullmann; der im Januar bei der Fulda Challenge in Kanada den Sieg knapp verfehlt hatte. „Ich freue mich auf den Wettkampf, der mir die Gelegenheit bietet, als Amateur bei einer WM zu starten. 11 Froh ist Ullmann, dass sein Freund und Trainer Sascha Wingenfeld schon mehrfach dort gestartet ist und ihm hilfreiche Tipps geben kann. Er kennt dort inzwischen einige Insulaner, wodurch beide beispielsweise eine Unterkunft günstig organisieren konnten. So zahlen sie nur einen Low-Budget-Preis von 2SOO bis 3000 Euro pro Person mit Flügen, Startgeld (360 US-Dollar), Kost und Logis, sind aber vergleichsweise gut untergebracht. Etwas teurer wird es für Roman Veith, der sich die Qualen etwa 4000 Euro kosten lässt. Dafür ist er ein paar Tage länger auf Hawaii und hängt noch zwei Nächte in San Francisco dran. Der gebürtige Banner hat im Vorjahr 9:2S Stunden für den lronman benötigt, im Sommer in Frankfurt wegen der angenehmeren Temperaturen nur 8:50. Für dieses Jahr hat er eine Zeit um 9:15 anvisiert. „Das würde mich schon glücklich machen“, erzählt Veith, der dank seiner fünf monatigen Tochter, die gerade den ersten Zahn bekommt, zurzeit viele solcher Glücksmomente erlebt. „Letztes Jahr war ich unter den Top 100. Wenn ich am 10. Oktober meine Leistung abrufen kann, sollte sogar etwas mehr drin sein“,hofft Veith. Dafür ist er bereits am Dienstag auf die andere Seite des Globus geflogen um sich zu akklimatisieren und um vor Ort zu trainieren. Seine Freundin steht deshalb momentan etwas zurück. „Sie unterstützt mich prima, hat Verständnis und erträgt das alles mit viel Bravour.“ Das betont auch Sascha Wingenfeld, der seiner Frau verspricht: „Das ist definitiv mein letztes Mal.“ Nach Hawaii geht’s danach maximal noch zum Urlaubmachen. „Dort bin ich bestimmt nicht das letzte Mal.“ lm Wettkampf will er vor allem eine Rechnung mit seinem Ego begleichen. Wingenfeld hat dieses Jahr wenig Rennen bestritten, ist aber „sehr fit“. Wenn ihm die große Unbekannte “ Hält das Material angesichts dieser Beanspruchung – keinen Strich durch die Rechnung macht und die Strecke im Vergleich zu den Vorjahren nicht großartig verändert wurde, dann will er nach 2:50 Stunden im Ziel sein. Abwegig ist das nicht: lm Frühjahr hat er sich im südostasiatischen Saipan für die Weltmeisterschaft qualifiziert, mit einer Zeit von 2:40. Gut drei Stunden visiert Uwe Ullmann für die Höllentour an, der „noch etwas Preisgeld von der Fulda Challenge übrig hat“. Er hofft, Maui besichtigen zu können, zu surfen – „einfach das Lebensgefühl aufzusaugen“. Was er genau darunter versteht, darüber schweigt sich der Betriebswirt allerdings aus. Mit Sascha Wingenfeld startet er das sportliche Abenteuer am 17. Oktober. Der Wettkampf selbst findet am 25. Oktober statt. Nach wenigen Tagen Wunden lecken heißt es dann Rückflug in die Heimat, wo langsam das Wintertraining in der Rhön losgeht – ein schöner Kontrast zum heißen Hawaii.